Die Preisanstiege, die wir im Energiegroßhandel in den vergangenen Monaten gesehen haben, waren extrem. Zwischenzeitlich lagen sie mehr als zehnmal so hoch wie noch Anfang 2021.
Dank langfristiger Beschaffungsstrategien, die die meisten Energieversorger verfolgen, wirken sich die gestiegenen Börsengaspreise aber nicht 1:1 und nicht unmittelbar auf die Endkund:innenpreise aus. Ein großer Teil der Energie, der im vergangenen Jahr an die Endkund:innen ausgeliefert wurde, wurde noch vor der Krise zu günstigeren Preisen gekauft. Die Kund:innen haben vergangenes Jahr von dieser langfristigen Beschaffung profitiert. Diese Strategie der Versorger glättet die Entwicklungen an den Energiebörsen und schützt die Kund:innen vor starken Preissprüngen.
Je länger eine Hochpreisphase an den Energiebörsen anhält, desto stärker wirkt sich diese auch auf die Endkund:innenpreise aus. Wenn eine Hochpreisphase an der Energiebörse lange anhält, muss ein immer größerer Anteil der Energie zu diesen Preisen beschafft werden. Der Anteil der Energie, die noch vor der Krise günstig eingekauft wurde, sinkt. Damit steigen zeitverzögert auch die Endkund:innenpreise. Ihre gestiegenen Beschaffungskosten müssen die Versorger weitergeben, da sie sonst selber in eine finanzielle Schieflage geraten.
Zuletzt sind die Preise im Großhandel für Gas und Strom zwar erfreulicherweise gefallen. Die langfristige Beschaffung bedeutet in diesem Fall allerdings auch: So wie die Endkund:innenpreise im vergangenen Jahr nicht unmittelbar und entsprechend der Preisanstiege im Großhandel gestiegen sind, sinken sie nun nicht unmittelbar und in gleichem Maße. Die Endkund:innenpreise entwickeln sich auch in diesem Fall zeitversetzt zu den Großhandelspreisen. Genauso wie der extreme Anstieg der Großhandelspreise der vergangen eineinhalb Jahren durch langfristige Beschaffung durch längerfristige Verträge mit Preisbindung für die Vertriebskosten abgepuffert wurde, wirkt sich nun der temporär gesunkene Einkaufspreis erst später auf die Endkund:innenpreise aus. Das heißt einfach gesagt: Maßgeblich für die heutigen Endkund:innenpreise, sind die Großhandelspreise, zu denen wir als Gasversorger im vergangenen Jahr eingekauft haben.